Deutsch-Dänische Geschichte

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26.03.2024
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02.04.2024

Die Geschichte kurz erklärt

Etwas ist unruhig im Staate Dänemark - Überblick

In früheren Zeiten ist die Verteilung der Herrschaftsgebiete sehr anders als wir es heutzutage kennen. Die Dänen sind ein nordgermanischer Stammesverband mit mehreren Kleinkönigen (aus dem Gebiet des heutigen Südschweden) und lassen sich etwa im 6. Jahrhundert auf Jütland nieder. Spätestens im 9. Jahrhundert werden zum ersten mal die dänischen Grenzen mit der Eider als südlichste dänische Grenze festgelegt. Das dänische Herrschaftsgebiet erstreckt sich lange Zeit deutlich weiter nach Norden und Süden als es heute der Fall ist. Große Teile Norddeutschlands, Schwedens und Norwegens gehören zum Königreich Dänemark, wobei die Grenzregionen seit jeher immer von Menschen beider Identitäten geprägt sind und häufig den "Besitzer" wechseln. Deutschland wie wir es kennen, gibt es noch gar nicht, sondern es existiert ein eher loser Staatenbund. Die heutigen Schleswig-Holsteiner sind im Mittelalter sprachlich sowie kulturell gemischt deutsch, dänisch und friesisch (germanischer Volksstamm an der heute deutschen und niederlänischen Nordseeküste).

Die Herzogtümer Sachsen-Lauenburg, Holstein und Schleswig sind im 19. Jahrhundert formell im Besitz Dänemarks, obwohl Sachsen-Lauenburg und Holstein bis 1806 zum Heiligen Römischen Reich gehört hatten und Mitglied des Deutschen Bundes gewesen waren. Schleswig ist schon lange ein Dänisches Lehen, aber vertraglich seit 1460 "Up ewig ungedeelt" (= Auf ewig ungeteilt) mit Holstein verbunden (dies ist noch heute der Wahlspruch unseres Bundeslandes). Der Anspruch der Deutschen auf das Schleswigsche Gebiet gründet sich auf die deutsche Vergangenheit Sachsen-Lauenburgs und Holsteins sowie die Verbundenheit Holsteins und Schleswig miteinander.

Wir geben Ihnen hier einen Überblick über die Schauplätze der Deutsch-Dänischen Geschichte in unserer Region und wie Sie diese erleben können. Mit unserer Kulturroute können Sie die Schauplätze per Rad abfahren (auch bei Komoot online). Im Stadtmuseum in Schleswig können Sie die Deutsch-Dänische-Geschichte in den Ausstellungen hautnah miterleben.

Schlacht am Hesterberg - Der Pferdeberg

1326-1331

Pferdeherde auf der Weide in Waabs an der Ostsee

Der Hesterberg bedeutet übersetzt etwa „Pferdeberg“ und lässt vermuten, dass hier früher Weideland gewesen ist. Schon 1326 kommt es hier zur Schlacht am Hesterberg, in der ein Holsteinischer Graf die Soldaten des dänischen Königs besiegt. Drei Jahre später lehnen sich Bauerntruppen gegen den siegreichen Grafen auf, da sie sich gegen den norddeutschen Einfluss wehren wollen. Jedoch haben die Bauern mit ihrem Aufstand keinen Erfolg, sodass 1331 sogar der dänische König in holsteinische Gefangenschaft gerät. Die holsteinische Vorherrschaft über das Gebiet kann langfristig jedoch nicht beibehalten werden - Schleswig fällt zurück in dänische Hände.

Heute sieht man dem Hesterberg seine Geschichte nicht so offensichtlich an; auf dem Berg steht seit einigen Jahren eine kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtung. Aber die alten Namen verraten uns oft viel über vergangene Zeiten...

Schleswig im Wandel - Schloss Gottorf in umkämpften Zeiten

1544-1840

Schloss Gottorf in Schleswig

Die Geschichte der Stadt Schleswig ist untrennbar mit der deutsch-dänischen Geschichte verbunden. Die Stadt und Schloss Gottorf haben über lange Zeit eine bedeutende Rolle im Wandel der politischen Ereignisse gespielt. Mit Zunahme der Präsenz des dänischen Herzogs auf Schloss Gottorf wird Schleswig 1544 bis 1713 zur Residenzstadt des dänisch geprägten Staates Schleswig-Holstein-Gottorf. Das Schloss wird in dieser Zeit mehrfach vergrößert und damit auch zum äußerlichen Symbol für die zunehmende Macht der dänischen Herrscher. Ab 1840 wird der deutsch-dänische Konflikt das beherrschende Thema in der Stadt. Die Bürger sind überwiegend Anhänger der deutschen Seite. Unter anderem entsteht im Juli 1840 beim Sängerfest das Schleswig-Holstein-Lied. Gleichzeitig wird das erste blau-weiß-rote Banner gezeigt; es enthält die Farben, die bis heute die Landesfarben Schleswig-Holsteins sind.

Auf der Schlossinsel Gottorf ist heute die Stiftung Landesmuseen Schleswig Holstein untergebracht. Im Schlossgebäude selbst befinden sich das "Museum für Kunst- und Kulturgeschichte Schloss Gottorf" und das "Museum für Archäologie Schloss Gottorf", welche beide definitiv einen Besuch Wert sind.

Der erste Schleswig-Holsteinische Krieg - Das Prinzenpalais

1848-1851

Prinzenpalais am Schloss Gottorf

1848 bricht die "Schleswig-Holsteinische Erhebung" (oder auch "Erster Schleswig-Holsteinischer Krieg", im Dänischen "Treårskrigen"=Drei-Jahres-Krieg) der deutschgesinnten Bevölkerung Schleswig und Holsteins gegen die Herrschaft des dänischen Königs in den Herzogtümern aus, bei der es unter Anderem am 23. April 1848 zur Schlacht bei Schleswig kommt. In dieser werden die dänischen Truppen zwar aus der Stadt vertrieben, jedoch steht am Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen 1851 der Sieg des Königreichs Dänemark über die deutschgesinnte Schleswig-Holsteinische Bewegung. Als Folge bleiben Schleswig und Holstein als Herzogtümer über eine Personalunion mit der dänischen Monarchie verbunden. Das Herzogtum Schleswig verbleibt als dänisches Lehen mit dem Königreich Dänemark verbunden, Holstein bleibt dagegen weiterhin Mitglied des Deutschen Bundes. Die herzöglichen Behörden innerhalb des dänischen Gesamtstaates werden neu geordnet; in dessen Folge verliert Schleswig sämtliche herzoglichen Regierungsbehörden. Im Prinzenpalais, welches Sie hier auf dem Foto sehen können, lebte damals der Prinz Friedrich Emil August, welcher als Kriegsminister in Folge des verlorenen Krieges ins Exil gehen musste. Das Palais wurde beschlagnahmt und diente nun als Hauptquartier des dänischen Oberbefehlshabers in Schleswig.

Heutzutage beherbergt das imposante Gebäude das Landesarchiv Schleswig-Holstein, das Archiv der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie die Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History.

Idstedt als Kriegsschauplatz - Die Idstedt-Halle

1850

Die dänischen Wurzeln von Idstedt kann man schon im Namen erkennen, der sich wahrscheinlich aus dem dänischen „I“ für Eibe, welche auch im Wappen zu sehen ist, ableitet. Das „-stedt“ weist auf einen Siedlungsplatz hin, wie man es auch im Deutschen leicht ablesen kann. Idstedt stellt durch die „Schlacht bei Idstedt“ einen historischen Ort im ehemaligen Herzogtum Schleswig dar. Bei dieser Schlacht am 24. und 25. Juli 1850, die einen Teil der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (also des ersten Schleswig-Holsteinischen Krieges) darstellte, unterlag Schleswig-Holstein, sodass die Dänen die Kontrolle über ganz Schleswig zurück erhielten. 36.000 dänische Soldaten kämpften gegen 26.000 schleswig-holsteinische Soldaten und errangen den Sieg in dieser Schlacht sowie im gesamten Krieg. Nach dem Ende des Deutsch-Dänischen Kriegs (also des zweiten Schleswig-Holsteinisches Krieges) wurde der Ort 1867 Deutschland zugeteilt.

In Idstedt gibt es ist die sogenannte Idstedt-Halle, ein Museum, welches Interessierte über das historische Geschehen vor Ort informiert.

Der zweite Schleswig-Holsteinische Krieg - Chemnitz-Bellmann-Denkmal

1864-1867

Historischer Rundgang Bellmannviertel in Schleswig

Im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 (auch: Zweiter Schleswig-Holsteinischer Krieg) besiegen österreichische und preußische Truppen als Verbündete der Schleswig-Holsteiner die dänischen Truppen bei Düppel. Im August 1865 erhält Preußen das Herzogtum Schleswig und das Herzogtum Sachsen-Lauenburg, während Holstein an Österreich fällt. 1866 besetzt Preußen Holstein. Dies wurde der formale Grund für den Deutschen Krieg, in dessen Folge Preußen Holstein annektierte und aus allen drei Gebieten 1867 die preußische Provinz Schleswig-Holstein bildete. Im Ersten Weltkrieg blieb Dänemark neutral. 1920 fiel nach einer Volksabstimmung Nordschleswig an Dänemark. Der mittlere und südliche Teil – Südschleswig – blieb bei Deutschland. Die so gezogene Grenze bildet noch heute den Grenzverlauf.

Das Chemnitz-Bellmann-Denkmal von 1896 steht an der Schützenkoppel und erinnert an den Advokat (und in diesem Fall auch Texter) Matthäus Friedrich Chemnitz und den Komponisten Carl Gottlieb Bellmann, welche zusammen das Schleswig-Holstein-Lied komopnierten. Diese und andere Entwicklungen stifteten den Schleswig-Holsteinern 1844 die Idee einer unabhängigen Identität und Nation und legten somit den Grundstein für die sich verändernde Stimmung gegenüber dem dänischen Königreich, womit sie maßgeblich an der folgenden Kriegszeit beteiligt waren.

Fun Facts zur Deutsch-Dänischen Geschichte

1.

Friedrich der I., König von Dänemark und Norwegen, liegt im St. Petri Dom begraben, der genaue Ort innerhalb des Doms ist aber unbekannt. Er ist der einzige dänische König, der außerhalb Dänemarks beerdigt ist.

2

Laut einer Sage entkam Königin Margarethe I. nur dank ihrer Pferde auf dem Hesterberg einem Angriff. Angeblich soll daher der Name des Hesterbergs stammen.

© Ostseefjord Schlei GmbH/Sinnlicht Fotografie

Impressionen unserer Deutsch-Dänischen Geschichte

Deutsch-Dänisch geprägte Kunst und Kultur

Wortwolke Dänische Ortsnamen

Überreste der gemeinsamen Geschichte der Dänen und Deutschen haben in der gesamten Region eine Reihe sichtbarer Spuren hinterlassen. Das Schloss Gottorf ist sicherlich der deutlichste noch bestehende Hinweis auf die dänisch geprägte Zeit. Das Schloss ist inzwischen der Sitz der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen und beherbergt die bedeutendsten Sammlungen zur Kunst, Kultur und Archäologie in Nordeuropa. Im Stadtmuseum Schleswig hängt das älteste blau-weiß-rote Banner des Landes von 1845. Ein Vorläufer dieser Fahne wurde erstmals 1840 beim großen Sängerfest der deutschgesinnten Bevölkerung Schleswig-Holsteins in der Stadt Schleswig gezeigt. Während des Deutsch-Dänischen Kriegs fand 1850 die Schlacht um Idstedt statt, bei der ca. 37.000 dänische Soldaten zunächst die schleswig-holsteinischen Streitkräfte besiegen konnten, bevor sie 1864 die Herrschaft über Schleswig und Holstein verloren. In der Idstedt-Gedächtnishalle findet man heute alte Dokumente, Gemälde, Bilder und Illustrationen dieser politischen und militärischen Geschichte. Darüber hinaus finden sich auch sprachliche Spuren der deutsch-dänischen Geschichte, die sich bis heute durchgesetzt haben – zum Beispiel bei den Endungen einiger Dorfnamen:

  • Wortendung "by": Ursprüngliche Bedeutung „Hof“, später: Kleine Stadt
  • Wortendung "rup": Kleines Dorf, bäuerliche Siedlung
  • Wortendung "thorp": Begriff für eine kleine Nebensiedlung
  • Wortendung "holm": Bezeichnung für "kleine Insel"

Der dänische Einfluss ist auch politisch sichtbar: Die dänischen Südschleswiger gelten heute neben anderen ethnischen Gruppen als nationale Minderheit und unterliegen dem besonderen Minderheitenschutz. Die dänische Regierung garantiert ähnliche Minderheitenrechte für die deutsche Minderheit. Nach offiziellen Angaben gehören dieser Minderheit heute rund 50.000 Menschen an. Eine Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2015 geht sogar von über 100.000 Menschen aus. Der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) ist die politische Vertretung der dänischen Minderheit. Im schleswig-holsteinischen Landtag wurde für sie die Fünf-Prozent-Hürde aufgehoben. Viele der hier lebenden Dänen sind heute im Südschleswigschen Verein organisiert. Das dänische Gymnasium A. P. Møller Skolen, das 2008 in dem Schleswiger Stadtteil „Auf der Freiheit“ eröffnet wurde, befindet sich in der Trägerschaft des Dansk Skoleforening for Sydslesvig und ist eine Schule für Angehörige der dänischen Minderheit. Unterrichtssprache ist Dänisch, der Abschluss wird in Deutschland und Dänemark anerkannt. Die Schule ergänzt das Angebot der zwei dänischen Grundschulen in Schleswig. Sie wurde 2008 durch Königin Margrethe II eröffnet. Die private, gemeinnützige A. P. Møller Stiftung  finanzierte den über 60 Millionen Euro teuren Bau der Schule als Geschenk an die dänische Minderheit.

Unsere historischen Themenwelten

Danewerkwall in Danewerk an der Schlei

UNESCO Welterbe

Das Danewerk und der frühstädtische Handelsplatz Haithabu im nördlichen Schleswig-Holstein gehören zu den bedeutendsten archäologischen Zeugnissen Nordeuropas. Hier verbanden sich menschengemachte Strukturen und zeitgenössische Naturlandschaft untrennbar mit der einzigartigen geografischen Lage. Seit Juni 2018 zählt diese Landschaft zum Weltkulturerbe der UNESCO.

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Wikingerhäuser in Haithabu

Wikingergeschichte

Zwischen dem 8. und dem 11. Jahrhundert hatten die zur See fahrenden, teilweise kriegerischen germanischen Völker den Norden Europas fest im Griff. Wir erzählen die Geschichte rund um die Wikingersiedlung Haithabu.

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Blick vom Danewerk nach Schleswig

Deutsch-Dänische Geschichte

Die Deutsch-Dänische Geschichte ist vor allem in der Wikingerstadt Schleswig noch heute stark zu spüren. Neben dänischen Kindergärten und Schulen gibt es auch eine sog. "dänische Minderheit." Wie das entstanden ist, erfahren Sie bei uns.

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Gut Louisenlund in Güby an der Schlei

Güter

Fast wie Schlösser sehen sie aus, eingebettet in parkähnlichen Anlagen, viele von ihnen verbergen eine mehr als 500-jährige Geschichte in ihrem prächtigen Mauerwerk. Die Herrenhäuser zählen zu den Kulturschätzen an Schlei und Ostsee.

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Sankt-Nicolai-Kirche in Kappeln

Kirchen

Zum Ende der Wikingerzeit begann an Schlei und Ostsee die Christianisierung. Bald entstanden erste Klöster und Kirchen. Heute ist der Schleswiger Dom mit Sicherheit das bedeutendste und bekannteste Gotteshaus an der Schlei.

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